Wo ich bin und was ich mach :)

Mittwoch, Oktober 15, 2008

Oktoberfest... mit 11.643 km Unterschied!



Oktoberfest... mit 11.643 km Unterschied!

Was gibt es wohl zwischen Fachwerkhäusern, Eichen und dem Hotel Edelweiß jedes Jahr mitten im Oktober? Na, was wohl?... klar ein Oktoberfest in Villa General Belgrano, Córdoba, Argentinien! Argentinien? Ja, Argentinien!
Zwischen Fachwerkhäusern, Eichen und dem Hotel Edelweiß tummeln sich jedes Jahr im Oktober drei Wochenenden lang viele schwarzhaarige spanisch sprechende Menschlein mit Filzhüten, Maß-Krügen und Lederhosen, um Gruppen wie die „Lustigen Tiroler“ bei ihren mehr oder eher weniger anspruchsvollen Tänzen zu bewundern. Che, mirar, es un Dirndel! Protsch, Alta!

Letzten Freitag Abend hatten Nico, der Freund, den ich hier in Rio Cuarto, seinem Heimatort, besuche und ich uns von seiner sooo lieben und gastfreundlichen Familie verabschiedet, seine beiden Kumpels Carlos und Marco eingesammelt und waren in Richtiung San Rosa durch die Nacht gebraust. So nach geschätzten 10 Sekunden Fahrt, Nico musste wegen eines Schlaglochs hart das Steuer rum reißen und wir sahen unser Leben schon im gleißenden Licht des Gegenverkehrs verschwinden war klar, dass das Ganze eine lustige Angelegenheit werden würde. Carlos, ungefähr 1,90 groß, 100 Kilo schwer, um die 25, lange schwarze Haare, ein Bart wie die Steppe, Cowboy Hut und Sonnenbrille, zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass ich kein Wort verstand, zumal sich die oft mit „Erupta“´s vermischten: Mit allgemeinem Gelächter kommentierte Rülpser. Jaja unser Geologie studierender „Dinosaur“... in Restaurants oder auf der Straße sprach er andere immer mit „flaccito“ an, was sich so in etwa als „Bürschchen“ übersetzt.“He flaccito, la carta por favor“.haha..
Macro, eher so um die 1,70 und 50 Kilo schwer, auch um die 25, stand Carlos zwar in stoppligem Bartwuchs nichts nach und gab auch des öfteren urige Laute von sich, erwies sich aber als sehr geduldiger Lehrer. Beide leidenschaftliche Fans von der deutschen Band Skorpions übrigens. Heavy Metal. Ich war nicht überrascht-
Nach überlebter 2 Std. Fahrt und Einkauf im Ortskern bereitete Carlos das Assado vor, den traditionellen Argentinischen Grillspass! Und was für ein Spaß.
Zu erst schnitt er den riesen Batzen Fleisch, ganze 3 Kilo für uns 4, den wir für knapp 4 Euro gekauft hatten, in lange Scheiben. Darüber noch eine Prise Salz, fertig. Keine Soßen, kein Einlegen. Dann machte er sich daran den Parrilla vorzubereiten, den Grill.
Zu meinem Erstaunen türmte er die Kohle mit Holzstücken versetzt neben dem Grill auf um sie dort zu entzünden. Und dort blieb sie auch. Was immer er an Kohle brauchte, verteilte er in einer dünnen Schicht unter dem Rost, auf dem schon bald lieblich die Stücke Rind neben köstlichen Chorizzos brutzelten, der pikanten groben Bratwurst hier. Essen satt, sage ich euch, Essen satt.
Der Tisch ein Schlachtfeld, auf dem sich die Knochen türmten und üble Winde aus Richtung Carlos fegten und sich Spanisch, eins, zwei Worte Englisch und „Hey Alter“ in der Argentinischen Nacht verloren.
Danach zogen wir uns von der Terrasse zurück und meine Mini-Deutschstunde wurde mit dem deutschen Kartenspiel Arschloch abgeschlossen. Nur das beste der deutschen Kultur also. Morgen sollte ja auch das Oktoberfest sein.

Nach einem für mich persönlichen Schlafrekord von 13 Stunden, dem Assado sei Dank, ging es Samstagnachmittag nach Villa (soviel wie das eng Village, nicht deu. Villa) Villa General Belgrano.
Die Fotos sprechen für sich. Bier, Bratwurst und Chukrut, die spanische Anpassung des Wortes Sauerkraut, en masse. Nach zwei Runden über den großen runden Festplatz war aber recht schnell alles gesehen und die für hier astronomischen 7 Euro (30 Pesos) für die Maß schlugen uns auf den Magen. Außerdem wurde gerade Irische Volksmusik gespielt und eine Tanztruppe in Schottenröcken war auf der Bühne zu sehen. Hier nimmt man da nicht so genau, Europa ist Europa und europäische Trinkkultur europäische Trinkkultur. Haha, eigentlich ganz sympathisch, aber wir zogen uns trotzdem ein bisschen an den Ortsrand zurück, um den Liter Bier für 6 Pesos zu genießen.
Nach lustigen Gesprächen ging’s zurück aufs Fest, wo mittlerweile zur Dudel Musik schon auf Tischen und Bänken getanzt wurde. Der Moment war schön und kurz, denn 10 Minuten später ersoff die besoffene Menge nicht im Bier sondern im Regen. Zu allem Übel hatte ich die Anderen verlohen und konnte mich nur halb an der flüchtenden, tanzenden und im Matsch plantschenden Menge erfreuen. Zelte gab es keine.
Zum Glück stand im nächsten Moment Nico wie aus dem Nichts neben mir und nach vergeblicher Suche nach den Anderen machten wir uns auf dem Heimweg.
Die Sicht war gut... zumindest bis knapp über die Motorhaube, darüber hinaus wurde es schwierig. Außerdem beschlugen die Scheiben dank unserer komplett durchnässten Klamotten mehr als die nichtvorhandenen Fenster einer finnischen Sauna.
Naja, wir ham´s überlebt. Die Andern haben auch zu uns gefunden, außerdem noch Nicos Freundin mit einer Freundin und der Abend klang mit Pizza und „Boludo“ aus, dem neugefundenen Argentinischen Namen für das Kartenspiel Arschloch.

Mittlerweile sind wir wieder zuhause und lassen es uns gut gehen. Nico studiert hier Wirtschaft und sein Vater hat eine kleine Getränke-Fabrik, daher ist die Wirtschaftskrise oft Thema. Der Groll auf die großen Banken ist groß, was ich natürlich gut nachvollziehen kann. Außerdem hat mein Interesse an der argentinischen Geschichte und Gesellschaft hier dankbare „Antworter“ gefunden und wir sitzen oft bis 12 oder 1 Uhr am Tisch und reden.
In Spanisch.Och kinners jets mir jut, soweit hat alles super Geklappt.
Heute Nacht gehts nach Mendoza und Freitags nach Santiago de Chile.

Hoffentlich gehts euch gut und ich hoere bald was von euch,
euer
Tschawi

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Freitag, Oktober 10, 2008

Beatsteaks in Steak-Land



Beatsteaks in Steak-Land

Man glaubt es kaum, aber die Berliner Rocker “Beatsteaks“, die ich das letzte Mal mit ca. 60.000 anderen Menschen bei Rock am Ring sah, gaben sich doch tatsächlich die Ehre in Buenos Aires vor ungefähr 500 aufzutreten. Und einem Frankfurter ;)
Vor ein paar Wochen hatte mich eine deutsche Studentin hier aus La Plata gefragt, ob ich Lust hätte die Beatsteaks für 50 Pesos am 02.10. in Buenos Aires zu sehen. Na klaa, hatte ich gesagt und ihr das Geld in die Hand gedrückt, um gefühlte 10 Minuten später das Ganze wieder vergessen zu haben.
Die Tage verflogen mit den gewohnten, schon im letzten Eintrag erwähnten, sehr lockeren und langen Nächten hier.
Erst am Tag vor dem Konzert ist mir das Ganze wieder eingefallen und auf Nachfrage wusste ich nun, dass der Treffpunkt um 18:00 Uhr am Busbahnhof sein sollte. Super; recht fröhlich bin ich um Viertel vor 6 aufgestanden, dann ein schnelles Pizzafrühstück und mit dem Taxi zum Bahnhof und dort von Hannah das Busticket in die Hand gedrückt zu bekommen. Aber Hannah war nicht allein, nein, nein, 4 deutsche, 2 französische und eine kanadische Mitstudentinnen standen dort mit ihr.
Hm. Vielleicht, vielleicht wäre Duschen-Zähneputzen-frische Sachen-Anziehen doch besser gewesen, als immer diese unschlagbaren, sündig verführerischen 15 Minuten Schlaf! Diese eine, einfache Handbewegung, und man darf zurück in die süße Welt des Schlafens. Da bin ich wirklich wie ein Abhängiger, den weder die Folgen, noch die realen Vorteile und der Effekt seines (Schlaf)-Rausches interessieren. Hauptsache Schlafen. Schlaaaafen! Der Snooze-Knopf auf den Weck-Apparaturen dieser Welt ist ein echtes Teufelswerk. Gott, ich hass-liebe diesen Knopf!
Naja, die einstündige Busfahrt habe ich... erraten... geschlafen.

Der Club, wo die Beatsteaks spielen sollten, war mitten in San Telmo / Buenos Aires, wo ich schon eine sehr schöne „Nacht der Galerien“ besucht hatte (siehe Fotos) und mich wohlfühlte.

So mir-nichts-dir-nichts draußen stehend, fiel einer der Mädels der Sänger der
Beatsteaks auf, der ebenso mir-nichts-dir-nichts draußen rauchend unbeachtet zwischen den paar Gästen stand. Hannah, die Kanadierin, und ich sind dann etwas verunsichert, was uns wohl erwarten würde, zu ihm hin und fingen ein überraschend nettes Gespräch an. Außer uns waren auch sonst keine Fans um ihn, was das Ganze echt lockerer machte. Wir konnten uns auch zurückhalten nach Autogrammen zu geiern. Aber ich ließ es mir nicht nehmen ihn mit dem Frankfurter abzulichten. Leider blieb es bei wenigen Aufnahmen, denn die Batterie der Kamera verweigerte lampenfieberhaft sofort den Dienst..
Das Konzert war Klasse, einfach genau so lustig und mitreißend wie ich die Beatsteaks bei Rock am Ring miterlebt habe. Halt dieses Mal mit einer kleineren Bühne und vor allem 59.500 Menschen weniger.
Das beste war aber, dass irgendwie, ich weiß nicht wie, die Kanadierin mit dem Drummer flirtete und wir uns nach der Show nach kurzer Diskussion mit dem Türsteher im Backstage Bereich wiederfanden. Dort haben wir mit Helfern des Club und einigen der Beatsteaks fröhlich gebechert und es war richtig lustig. Als der Club uns dann mit, „Licht aus“ raus warf und auf die Straße setzte, sind wir einfach in die nächste Bar gegangen.
Der Drummer und der Bassist waren noch mit dabei, als wir so 5 Uhr morgens ´gen La Plata aufgebrochen sind.
Ein wirklich schöner Abend und eine echte Erfahrung.

Einfach mal eine Person oder eine Personen Gruppe kennen zu lernen, die für einen immer recht unerreichbar war, die auf Erfolg und vor allem die Ursache ihrer Berühmtheit reduziert war.
Ähnlich wie bedeutende Politiker für uns meist einfach nur bedeutende Politiker sind, sind auch andere berühmte Personen fast immer aufgrund ihrer Berühmtheit de-humanisiert. Klar, wir kennen die Person ja nur so, wie sie in den Medien präsentiert wurde und haben keinerlei persönlichen Zugang zu ihr; trotz all ihrer persönlichen Probleme, die uns mit aller Wahrscheinlichkeit früher oder später durch die Boulevard-Presse zugeworfen werden.
Mal mit so einer Person auf gleicher Augenhöhe zu reden ist wunderbar. Die Beatsteaks waren ja nicht schon immer berühmt und sind zumeist Mitte 30. Da gab es auch ein Leben vor dem Ruhm, mit 500 Euro im Monat und nicht mehr. Genauso ist denen ziemlich bewusst, dass es ein Leben nach dem Ruhm geben wird. Der Bassist hat zum Beispiel sein Studium abgebrochen und gab zu, dass dieses Wissen immer ein bisschen lauern würde. Mit ein wenig Neid würde er da auf uns Jungsprösse gucken, die im Ausland studieren und reisen.

Na ja, ich fass mich jetzt kurz, denn ich befinde mich gerade bei Nico, einem Freund aus Südafrika, den ich hier in Rio Cuarto mitten in der argentinischen Pampa besuche. Wir befinden uns gerade im Aufbruch nach San Rosa, wo wir zusammen mit noch zwei Freunden von Nico das Wochenende verbringen. Dort in der Gegend, in der viele deutsche Auswanderer leben, findet ein Bierfest statt, also ein argentinisches Oktoberfest.

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Sonntag, Oktober 05, 2008

Tengo no Plata en La Plata...

Von Buenos Aires / La Plata


Tengo no Plata en La Plata...

In La Plata bin ich bei meinem alten Schulfreund und Schülervertretungs-Vorbild Ole Syndicus untergekommen.
Am letzten Schultag in der Spanisch-Schule musste ich wie alle anderen noch eine kleine Rede halten (siehe Fotos). Haha, faul wie ich bin habe ich einfach behauptet, wir Deutschen reden nicht viel, aber wenn, dann meinen wir es “de Corazon” (von Herzen). Und dass ich halt wirklich ne gute Zeit da hatte und die Schule super war. Fanden alle gut!
Der letzte Abend in Buenos Aires wurde dann noch voll ausgekostet. Erst habe ich mit Camy, eine Freundin, die dort in Buenos Aires wohnt, die ich noch von der UN-Jugendkonferenz kannte, und mit der ich einige Sachen hier gemacht habe, gekocht. Danach sind wir in so ein sehr abstraktes Theater-stück/Comedy gegangen. Hab nicht viel verstanden, aber eines ganz bestimmt: Der Hauptdarsteller hat mit dem Publikum so locker-flockig über Namen für das weibliche Geschlechtsorgan geredet und der finale Gag war, dass er meinte, das absolut beste und süßeste Wort käme aus dem Deutschen. Muschi. Ha! Ich hab meinen Ohren nicht ganz trauen können. Am Ende der Vorführung kamen die Schauspieler (ca.7) alle ins Publikum (ca. 20!) habe alle an den Händen genommen und ein lustiges Gebet für die Unterstützung des alternativen Theaters gesprochen. Amen, Muschi (wobei der Typ eher Mut-schi gesagt hat)! Haha, war echt rührend.
Danach sind wir in die “Spot” Bar gegangen, wo die meisten meiner “Mitschüler” schon gut am feiern waren.
Dort haben Camy und ich noch gequatscht und wir haben viel über Argentinien geredet.
Schon ein besonderes Land mit einer problematischen Geschichte. Geformt wurde Argentinien durch den “Arbeiter”-Präsidenten Perron und seine Frau Evita, die viel für Argentinien getan haben, allerdings auch für die Nazi-Flüchtlinge und für die populisierung der Bildung verantwortlich zu machen sind.
Aber die Figur Perron ist so beliebt und unantastbar, dass sowohl Konservative, Sozialisten, Pseudo-Soziale als auch liberale Parteien sich hier in Argentinien alle als Peronisten bezeichnen. Dann gab es hier eine schlimme Militär Diktatur, in der hinter verschlossenen Türen tausende KritikerInnen ermordet wurden, was lange verschwiegen wurde. Heutzutage setzen sich die Menschen aber laut Camy sehr damit auseinander und die Aufarbeitung sei mit der Aufarbeitung des Holocausts in Deutschland vergleichbar. Nur dass die Geschichte hier noch wesentlich jünger ist und wohl maßgeblich zur Politisierung vieler Studenten beiträgt.
Interessanterweise hat Camy mir erklärt, dass bspw. die Philosophie der *Trommelwirbel* Frankfurter Schule sehr beliebt ist und generell viel von deutschen Philosophen gelesen wird. Allen voran Adorno.
Damit ist offiziell der erste Mensch, der mir explizit von Adorno vorschwärmt, eine Argentinierin!
Das ist jetzt vielleicht ein harmloses Beispiel, aber so in ähnlicher Weise werde ich quasi täglich überrascht. Fast jeden Tag entdecke ich was Neues, oder eher gesagt eben etwas Bekanntes in neuen Formen.

Naja so um 3 nachts bin ich dann mit den MitschülerInnen in einen Club an der Küste Buenos Aires gefahren. Puerto Madera. Die 50 Pesos Eintritt haben mich zwar schlucken lassen, aber das war es wirklich wert. “Mint” war absolut auf einem Level mit den Clubs wie “Fabric” in London, ich habe mich jedenfalls sofort zurück erinnert und es sehr genossen. Zumal umgerechnet 2 Euro für ein Bier das ganze nochmal genieß-barer machen.
Irgendwann nachmittags bin ich dann nach Hause gekommen und hab gepackt.
Die Amis sind gerade alle bei den Iguazu Wasserfällen und haben ein Frankfurter Würstchen dabei, für imposante Fotos. Haha.
Abends bin ich ab nach La Plata und war nach einer Stunde Busfahrt da.

Hier ist das Leben ganz anders, viel relaxter. Ole ist sehr gut mit Sebastian Paunero (Seba. Unbedingt mal auf www.myspace.com/sebastianpaunero reinschauen!) befreundet, der hier gerade versucht als Musiker rauszukommen. Seba hat noch 4 Brüder und zwei Schwestern. Fast alles Musiker, und alle super nett. Es gibt in L Plata auch nicht wirklich was zu sehen, daher kann ich das vielstündige Reden, im Internetcafé Sitzen, Musik Hören und Machen, Karten Klopfen und Chillen voll genießen. Vor allem die Doppelkopf- und Tuté (Arg. Arschloch) Runden mit Seba und Francesco (Fran) sind der Hammer.
Tagsüber sind wir im Internetcafé, in dem Fran arbeitet und trinken Mate. Das ist ein so ein Turbo-Tee, den die hier trinken. Ein besonders geformter Becher wird bis zum Rand mit so einem Kraut, Yerba, gefüllt und mit heißem Wasser aufgegossen. Das ganze wird dann durch einen Strohhalm, der durch ein kleines Netz verhindert, dass man das Yerba aufsaugt, genüsslich langsam weggeschlürft. Der “Zeremonie” Meister (meistens Fran) füllt den Becher dann wieder auf und reicht ihn zur nächsten Person. Erinnert mich ans Wasserpfeife rauchen, weil es ein sehr kommunikativer und gesellschaftlicher Genuss ist, super Sache sozusagen. Fast jeden Abend kochen wir zusammen (so um elf rum, was hier nicht unüblich ist) und jeden zweiten Abend hat irgend´n Freund ein Konzert, zu dem dann 20 oder mehr Freunde aufkreuzen.
Am Montag war der Geburtstag von dem zweit-jüngsten Bruder, Augustin, und wir waren alle bei Pauneros eingeladen! Alle 8 Familienmitglieder, der Sohn der ältesten Tochter und wir Freunde waren alle im Wohnzimmer versammelt, womit dieses auch gut ausgefüllt war. Erst gab es Mate und dann Pizza bis zum Abwinken, die Mama Paunero frisch zubereitet hatte! Hier wird die Pizza oft in einzelnen kleinen Stücken serviert und nicht wie bei uns als ganzes. So isst man und isst man, bis man platzt, ohne es zu merken, haha. Papa Paunero hat ein bisschen von seiner Arbeit als Sozialarbeiter erzählt, aber viel mehr noch von seinem Garten, von dem er sehr schwärmt. So-wieso wurde viel geredet und gelacht und es war ein schöner Abend bei den Pauneros!
Nächste Woche am 8ten gehts weiter. Über Buenos Aires nach Rio Cuarto, wo mich Nico (Kumpel aus Südafrika) erwartet und wir zusammen auf´s dortige Oktoberfest gehen.

Ach so: Und Tengo no Plata heißt übrigens: Ich hab keine Kohle, nur das die hier halt Silber sagen (Plata). Ich hab kein Silber...
Naja, hoffe ihr hab alle genug “Silber”!

P.S. www.myspace.com/sebastianpaunero !!!

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Donnerstag, Oktober 02, 2008

¡ Buenos Aires!




¡ Buenos Aires!

Zwar bin ich schon seit mehreren Tagen nicht mehr in Buenos Aires, aber es ist eine der besten Beschreibungen für meine Zeit dort in dieser Millionen-Stadt ohne Ruhe, dass ich erst jetzt schreibe. Aber alles der Reihe nach.

Argentinische Zeit: Eure – 5
Argentinisches Geld: 4,5 Pesos = 1 Euro
Gegessen wird meistens spät so um 11 abends; vor allem Pizza und Empanadas (Teigtaschen mit Hack o. Käse). Die Häuser sind gefühlt im Durchschnitt 8-10 Stockwerke hoch. Es gibt unzählige, ziemlich schachbrettartig angelegte Straßen. Es gibt unzählige Taxis, und mit meist nur 12 Pesos kommt man an sein Ziel. In der Innenstadt kann man auch Nachts sicher rumlaufen, es sind eh IMMER Menschen und Autos auf der Straße. Es ist hier so um die 20 Grad kalt.

Angeblich sprechen die hier Spanisch... Allerdings beispielsweise ohne 2te Person Plural, 2te und 3te Person sind einfach mal für gleich erklärt worden;
Oder anstatt DU sagen die hier IHR (vos nicht tu) und das relativ häufige LL (normal lj ausgesprochen, wie in Billiard) wird als SCH ausgesprochen.
Als allgemeine, aber etwas umgangssprachliche Anrede gilt hier CHE.
Daher kommt übrigens auch das CHE in Ernesto CHE Guevara. Während seiner Südamerikareise hatte er sich diesen Spitznamen dank seines, für ihn von der Heimat gewohnten, häufigen Gebrauchs des Wortes CHE gewonnen. “Hey! Che!” hört man hier ständig. Aber der größte Unterschied sind die anders oder komplett unterschiedlich genutzten Wörter. Und mir ist natürlich der absolut irgendwie größtmögliche linguistische Fehltritt unterlaufen.
Wer hätte aber auch ahnen können, dass das im spanischen Grund-unschuldige, harmlose und so oft gebrauchte Wort “nehmen” (cojer) in Argentinien soo boshaftig anders gebraucht wird. “Tomer” bedeutet das gleiche, und wird in beiden Ländern auch gleich benutzt. Aber “cojer” ist mehr als “to fuck” zu übersetzten...Kleiner aber feiner Unterschied, hm? Ihr erinnert euch an mein Vorhaben, auf meiner Weltreise berühmte Orte zusammen mit einem Frankfurter Würstchen abzulichten? Da war ich also und wollte vor versammelter Runde einer interessierten Señora um die 30 erklären, dass ich zwei Frankfurter Würstchen aus Plastik mit mir um die ganze Welt schleppe, ganze 7 Monate lang, um sie mit zu berühmten Orten... hört, hört ...  zu nehmen ...und davon Fotos zu machen... um davon ein Album herauszubringen...
“Quiero cojer estas salchichas en lugares famoso y despues sacar fotographias...”
Man stelle sich einen jungen Deutschen vor, der einem voll Stolz und mit ein wenig Dramatik todernst erklärt, er würde es mit einem Plastikwürstchen vor weltbekannten Sehenswürdigkeiten treiben... und auch noch Fotos davon machen...... um ein Album davon herauszubringen ... 0_0
Ich glaube nicht, dass schon mal jemand so erschreckt und angeekelt auf mich herabgeblickt hat.. Haha. Zum Glück konnten meine Mitbewohner, natürlich nachdem sie sich in diesem Fehler gesuhlt und vor Lachen von den Stühlen geworfen hatten, die Situation aufklären und erzählten ihrerseits ihr Erlebnis mit dem Wort cojer.
Also... für den Fall, dass es euch mal nach Argentinien verschlägt, Bitte, “nehmt” kein Taxi, fragt im Supermarkt nicht ob ihr diese Zwiebel oder jeden X-Beliebig anderen Gegenstand “nehmen” könnt und vor allem und erzählt mit größer Vorsicht, was ihr so alles “mitnehmt” ;)

In BA habe ich zwei Wochen eine Sprachschule besucht, die mich in einem Apartment (span. Departimento) mit 5 amerikanischen Anthropologen und einem Londoner untergebracht hatte. Die Wohnung war direkt im Zentrum auf der bekannten Avenida Corrientes, die die Avenida 9 de Julio (die größte Straße der Welt mit 16 Spuren oder so) genau dort schneidet, wo das bekannteste Monument der Stadt steht, El Obelisco. Riesengroß und immer sichtbar; auf dem Weg zur Schule mit den actiongeladenen Bussen (10 min), beim Einkaufen beim Gemüse-Händler auf der anderen Straßenseite (3kg versch. Gemüse 11 Pesos) oder beim Supermarkt (1kg Steak 12 Pesos) und natürlich von den 100 tausenden Kiosks aus, die Allgemeinwaren- (vom Rasierer bis zur Socke) führen und vor allem mit ganzen Regalen von Süßigkeiten locken.

Außerdem verbreitet sich von vielen Straßenecken ein wunderbarer Duft aus, von den Garrapiñadas, die in kleinen silbernen Wägelchen, ähnlich wie die Hotdog-Verkäufer in New York, gebrannte Mandeln und Erdnüsse frisch rösten und in kleinen Tüten für 1 oder 2 Pesos verkaufen.

In Argentinien wird der Frühlingsanfang groß gefeiert, und bei uns vor der Haustür war das eben mit einem Punk-Rock-Konzert. Da hat sich der Frankfurter gleich mit in die Wogen geworfen ;)
Die waren echt nett, und die Punk-Szene scheint hier ziemlich groß zu sein. Das würde auch erklären, warum die Ärzte, Beatsteaks und andere seit Jahren regelmäßig nach B.A. kommen. Und letztere habe ich dann auch tatsächlich getroffen.

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