Wo ich bin und was ich mach :)

Freitag, Januar 16, 2009

Ein Leben wohl gelebt




Ein Leben wohl gelebt

"Selbst ein 80 jähriges Leben zählt nicht mehr als 30.000 Tage"

Ich möchte euch eine besondere Person vorstellen. Nicht, dass es un-besondere Menschen gäbe. Jeder hat seine Wichtigkeit im Großen und Ganzen und der Ausspruch, dass, könnte man ein Menschliches Leben von Anfang bis Ende festhalten – es wäre immer ein Epos. Doch gibt es einige, die Dinge tun, wie sonst sehr wenige. Einer dieser "Einigen" ist mein Groß-onkel Oswald(o) Kaufmann. Geboren 1917, wurde er als 22 jähriger 1939 als Hamburger Medizinstudent, der er war, in den  Kriegsdienst eingezogen. Als Lazarett-Arzt in Russland sah er die Schrecken des Krieges wie wenige
andere. Geprägt durch die grausamen Situationen, dem ständigen Leben-oder-Tod, oft abhängig nur von seinem Geschick, kehrte er nach Hamburg zurück. Doch das Leben als Arzt in Europa war nichts mehr für ihn, das Rum-doktern an Wehwehchen der sonst Gesunden, bewegten ihn nach Peru zu emigrieren. Nicht verreisen, nicht ein paar Jahre was anderes machen, nein, EMIGRIEREN. 1950 war das. Angekommen in Lima, wurde sein deutsches Studium nicht anerkannt und er begann gaaanz von vorne, als 33 jähriger Medizin-Student in Lima. Dort fand er allerdings schnell Freunde und auch eine neue Frau, nach dem der Vater (!) seiner damaligen Frau, Elena de Gran, diese zurück nach Holland fliegen lassen und eine Scheidung eingeleitet hatte, weil er ihre Lebensumstände in Peru als ungeeignet empfand. Das Leben von Oswaldo war voller solcher verrückten Ereignisse, angeblich schreibt eine seiner vier Töchter gerade ein Buch darüber. Bleiben wir beim Wesentlichen: Nachdem er schon während seines Studiums viele Jahre im districto de Usquil als Arzt gearbeitet hatte, gründete er dort 1959, außerhalb des Dorfes Coina, ein kleines Krankenhaus. Das Hospital Andino del Alto Chicama war ein Segen für die ländliche Bevölkerung, die damals noch Tage von der nächsten Klinik entfernt war. Noch heute nehmen manche Patienten einen 6 Stunden(!!) Fußweg auf sich um dorthin zu gelangen. Man kann sich vorstellen, wie sich Schlangen von Patienten um die wenigen Gebäude wickelten und mit welcher Hingabe und Verehrung sich die Geheilten und ihre Verwandten beim Dr. Gringo (sein Spitzname) bedankten. Dank ihrer Hilfe und der ununterbrochenen Unterstützung aus Deutschland wuchs das Hospital über die Jahre großartig. Selbst der Tod Oswaldos, der 1979, immer noch als Arzt in Coina arbeitend, an einem Herzinfarkt starb, änderte daran nichts.


Zwei der Töchter meines Großonkels Oswaldo

Bis auf eine vom Terrorismus überschattete Zeit während den Achtzigern, arbeiteten auch immer wieder europäische Ärzte und Hilfskräfte im Hospital und der Förderkreis Hospital Andino, Peru e.V. aus Frankfurt ist tragende Stütze des Hospitals. Finanziell, materiell und wie gesagt mit Helfern. Als ein eben solcher tuckerte ich über abenteuerliche Abgründe 6 Stunden von der nächsten Großstadt (Trujillo) aus zum Hospital Andino. Dort verbrachte ich dann einen knappen Monat um tag-täglich mit dem Arzt (Carlos) Patienten zu begutachten, zu helfen Medikamente zu verteilen und gute Stimmung zu verbreiten. Es ist unglaublich wie glücklich die meisten dort darüber sind einen Weißen vor sich zu haben, der Spanisch spricht und ihnen obendrauf auch noch helfen will. Im Vorfeld hatte ich ziemliche Bedenken gehabt, was ich, der ja keine Ahnung von Medizin hat, in einem Krankenhaus in den entlegenen Peruanischen Anden zu suchen hat. Und jetzt danach kann ich nicht glauben, dass ich mir nur diesen einen Monat lang Zeit genommen habe. Gerade zum Ende hin beschäftigte ich mich immer mehr mit der Geschichte des Hospitals und richtete mit Hilfe von Krankenschwester Nora und meinem gleichaltrigen peruanischen Cousin Jose-Carlos ein kleines Museum ein. Nun ist es tief in meinem Herzen, das Hospital Andino, die Krankenschwestern und Bewohner Coinas und mit Sicherheit kann ich sagen, dass ich zurückkehren werde.

Labels: , , , , ,

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

hammer geschichte jawi, ich bin sehr sehr sehr neidisch auf deine erfahrungen die du sammelst. du tauchst in ganz andere welten ein als ich und darum beneide ich dich sehr! deine bilder sind der wahnsinn, du schreibst klasse...mach weiter so!!! freu mich schon wieder auf dich in ffm, dann tauschen wir nochmal alle erfahrung bei ner flasche wein aus :) hab dich lieb! dein mauser

11:44 PM

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home