Wo ich bin und was ich mach :)

Donnerstag, Dezember 18, 2008

Valparaíso – Das Paradies der Straße



Valparaíso – Das Paradies der Straße

Heimat in der Ferne

Nur eine Stunde außerhalb Santiagos, malerisch zwischen acht hier “Cerros” genannten Hügeln und dem Pazifik liegt Valparaíso. Bezeichnend für diese alte, reiche und arme Hafenstadt ist, dass die gesamte Innenstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Eine Mischung aus Kuba und Hochseeterminal, Sommer-Sitz des Chilenischen Staatspräsidenten und kreativ-links-alternativem Bürgertum. Statt U-Bahn gibt es elektrische „Trolly-Busse“ die – seit fast einem halben Jahrhundert als Geschenk der Sowjet Union - ökologisch korrekt an wüst wuchernden Oberleitungen durch die Stadt rauschen. Auch die blitze-blanken Straßen oder golden-glänzenden Einkaufstempel Santiagos sucht man vergeblich, dafür findet man aber umso mehr Stil, Lebensenergie und Wände; Wände die von Farbe und dem Drang sich auszudrücken nur so tropften.
Oh-mein-Banksy, und was für ein Ausdruck!

Außerdem war da noch eine besondere Vertrautheit, die neben dem Erstaunen über das noch nie Gesehene der andere stete Begleiter einer solchen Reise ist.
Ein Wohl-fühl-Gefühl, das Sympathie, Offenheit und überraschendes Vertrauen vermengt. Egal, ob für einen Ort oder Menschen, oft können wir gar nicht sagen, warum eigentlich genau. Aber es ist da, und schwebt in der Luft, in den Gerüchen und Bildern. Sicherlich - ich hatte im Vorjahr wie ein Besessener erfolglos versucht eine Zivildienst-Stelle in Valparaíso zu finden – aber woher diese Vertrautheit?
Ich weiß es nicht, aber ein Mensch dieser Stadt – man könnte sagen, ja da vorne um die Ecke hat er gelebt - hat es wunderschön zu Papier gebracht: Pablo Neruda.

Der Hauch der alten Seele

Das eben noch beschriebene Gefühl und der Reichtum an Alter und Weisheit dieser Stadt sprachen vor allem aus ihren Wänden zu mir. Ich konnte mich teilweise überhaupt nicht mehr losreißen und wurde erst wieder durch wild hupende Autofahrer in die Realität der Straße zurückgeholt. Die Kunst in den Straßen Valparaísos ist teilweise so elaboriert, dass sie Mosaik-Elemente aus Spiegel-Scherben oder Flaschen, aber auch Löcher, Schatten und ähnliches der Wand-Struktur integrieren. Eines der beeindruckendsten “Pieces” war wohl das sitzende Portrait eines Obdachlosen, der auf einer ebenfalls gesprayten Treppe im Halbdunkel einer Nische saß, welcher eine echte Treppe vorausging. Allerdings war die gesprayte Treppe so perfekt an die echte angeschlossen, und der Schatten im Bild so exakt an den Schattenwurf der die Szene überragenden Straßenlaterne angeglichen, dass man wahrhaftig dort im Dunkel einen Menschen vermutete. Was Kunst ist, bleibt. Zwar nicht unbedingt an Leinwänden und noch seltender an den Wänden, aber in unseren Köpfen.
Vor allem aber kam meine Liebe für Stencils (Schablonen-Gesprühtes) auf ihre Kosten. “All Stencil are bad”, “This is f** Art”, aber auch viele politisch motivierte Stencils schmückten die Wände.
Auch wenn es sich so anfühlte: Von alleine waren diese Dinge nicht gewachsen, sondern Ergebnis einer Stadtpolitik, die Street Art zum Beispiel für ein Mueso Cielo abierto kartographiert, auf kleinen Stadtplänen vervielfältigt, Schau-Tafeln aufstellt und so ganze Viertel in Freiluft-Museen verwandelt.

Und das, obwohl überall in Chile spürbar Konfliktlinien verlaufen. Zwischen Arm und Reich, denn nirgendwo in ganz Südamerika herrscht größere Ungleichheit als in Chile und zwischen Ländlichem und Urbanem, denn mehr als 30 % der gesamten Bevölkerung leben in einer Stadt: Santiago. Aber vor allem steht noch das „Erbe“ Pinochets: Eine Verfassung, die dem Diktator und allen Staatsdienern trotz tausenden „Verschwunden“ und Gefolterten Immunität einräumt, die eine neoliberale Eigentumsordnung mit der enormen Privatisierung festschreibt und Koalitionsregierungen abseits der großen Koalition fast unmöglich macht. Da sie selbst kaum geändert werden kann, formt sie einen Rahmen, der einem Druck-Kochtopf entspräche. Auf der einen Seite die Anhänger des gestürzten Präsidenten Salvador Allende, der für das einmalige Projekt eines demokratischen Sozialismus steht, und auf der anderen die Law-and-Order Anhänger Pinochets, die von der neuen Ordnung profitierten. Schon lange vor dieser Zeit war es Chile gewesen, in dem der junge Che Guevara auf seiner Motorrad-Reise durch Südamerika intensiv mit sozialer Ungerechtigkeit in Berührung gekommen war und auch heute ist es Chile, in dem die Proteste gegen diese soziale Ungerechtigkeit weit über die Grenzen inspirieren. Aus Verfall und Armut sprüht Kreativität, Energie und Entschlossenheit einer Bewegung, die zuletzt in massiven Schulstreiks, die Aufgrund ihrer Schuluniformen liebevoll als “Pinguin Aufstände“ bezeichnet wurden und Gewerkschafts- und Studierendenprotesten gipfelte, denen die charismatische Kommunistin Camilla Vallejo ein Gesicht gab.



Zwar nicht ganz auf dem Lake-Street-Niveau Londons, aber dafür eben in Valparaíso und nicht im abgefuckten antihumanen Geldtempel London.

Unterkunft fand ich bei den liebenswerten Kirschfinks, der Familie eines Freundes meines Cousins Konni. Ich hatte sie schon vor einem Jahr mehrmals angerufen, als ich versuchte wie ein Besessener eine Zivi-Stelle (!!) in Valparaíso zu finden. Das war ja leider nix geworden, und ich hatte mir geschworen Valparaíso eben auf meiner Weltreise zu besuchen und es den Kirschfinks versprochen. Die hatten mir nämlich sehr nett bei allem mit ihrer unglaublichen Südamerika- Erfahrung geholfen. Seid 25 Jahren leben sie nun schon in Urugay, Guatemala, Bolivien ü-ber-all eben, entweder als Deutschlehrer oder Musikinstrumente- Produzenten.
Das Jahr London war vergangen, und nun stand ich also in der Türe des schönen Holzhauses der Familie, welches hoch oben auf dem Hügel, wunder-wunderschön die gesamte Bucht überblickt, und wurde herzlichst von der ältesten Schwester, Jana, empfangen. Mama&Papa Kirschfink würden erst in 2 Tagen wieder kommen, die waren gerade auf Reise.
Schon am ersten Abend nahmen mich die beiden Töchter und noch eine Freundin mit in die Innenstadt, wo sie geduldig und mit einem leichten Schmunzeln meine Foto-Exzesse abwarteten. Es war aber auch einfach zu schön! Irgendwie hatte ich es schon immer geahnt gehabt, schon immer war mir irgendwie klar, dass Valparaíso, gelinde-gesagt, übertrieben schön sein würde. Aber als ob die Straßenkunst nicht genug wäre, fand ich mich mit den Dreien in einem DER Restaurants, “Valpa´s”, wieder. Beste Sitze auf dem gesamten Balkon, mit sicherlich dem besten Ausblick, den ich je von einem Restaurant hatte.
Da saß ich also, noch mit verkrampftem Ab-drück Finger, welchen ich früher noch Zeigefinger nannte, und vor mir ausgebreitet, die glitzernden Lichter Valparaísos. Die Lampen auf den Schiffen, das Blitzen der Oberleitungen der Trolley -Busse (wie die Straßenbahn bei uns!) und die markanten Ascensor -Aufzüge, die die Innenstadt mit den Hügeln verbinden. Ich war wahrlich am ersten wirklich wichtigen Ziel meiner Reise angekommen, Valparaíso. Und wiiiiie, wiiiie schön bot sich mir diese Stadt dar. Sie fütterte nicht nur meine Augen, nein, das Restaurant, das Brighton, gehörte auch noch der Familie der Freundin! Das Schicksal lädt ein! In der Woche drauf sollte dort die große Geburtstags- Party der besagten Freundin stattfinden, und wir sollten schon mal das Menü, vor allem die Cocktails aussuchen. HA! LOL ROFL MAO! Ich habe ja in meinen popligen zwanzig Jahren schon einiges erlebt, aber das, nein! Nur auf die Gefahr hin rausgeworfen zu werden, konnte ich mich besinnen und habe es unterlassen Freudensprünge, Purzelbäume und sonstiges dergleichen zu vollführen. Innerlich tanzte in mir ein Zirkus Remmi Demmi, vor allem nach dem Mojito, Longisland ice tea und einer verdächtig blauen Substanz… Als Beilage gab es Rumpsteak. Es sollte das letzte seiner Art in den kommenden Monaten werden.
So empfing mich Valparaíso und so verabschiedete sich das reiche Südamerika Argentiniens und Chiles von mir. Umsonst, aber sicherlich nicht vergeblich. Auf dem Rückweg sah ich die Kunstwerke der Straße gleich doppelt. Was will man mehr!


Juan
(Habe ich mir seit dem Oktoberfest angewöhnt, vereinfacht die Vorstellung ungemein)

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