Wo ich bin und was ich mach :)

Samstag, November 08, 2008

Zu Fuß am Fuße des Aconcagua






Zu Fuß am Fuße des Aconcagua

Was zur Hölle macht dieser Mensch da?....war der verwunderte Ausdruck, der mir aus vielen der vorbeifahrenden Gesichter entgegenschlug. Warum sitzt da einer, mitten in den Anden, Kilometer vom letzten bewohnten Ort in Argentinien, Puente de Inka, entfernt?

Um ihn herum nur Berge und hinter ihm der Berg der Berge der Anden: der Aconcagua, der mit fast 7000 m Höhe alles andere, und besonders diesen kleinen, schwer beladenen Zwerg, der da am Ende der Kurve sitzt, überragt. Die Aufmerksameren der Vorbeifahrenden haben vielleicht noch das Schild “Santiago” gesehen, welches er vor sich hielt und später mehr oder weniger verzweifelt um den Zusatz ¡80 Pesos! erweiterte. Ein Anhalter also…

Aber wie kam er da hin? Mitten in diese Einöde von Stein, Staub und Eis?
Der weiße Riese Aconcagua wird ihn wohl kaum ausgespuckt haben, diesen fest in seinen schwarzen Kaputzenpullover eingepackten Winzling.

Am nächsten Morgen war nicht mehr viel Zeit zum Trübsal-Blasen übrig: Ich hatte wie immer der ersten süßen Versuchung des Tages nachgegeben und Dank des Hauch eines Drückens der Snooze-Taste meines Weckers eine halbe Stunde länger geschlafen.

Den Bus in die Mitte der Anden nach Puente del Inka bekam ich dennoch problemlos: viele fuhren eh nicht mit und wie mir erklärt wurde, warteten wir noch auf den Kollegen von Jésus. Ha, etwa auch ein Snooz-er?!
Über Stock und Stein ging es holprig aus der flachen Ebene Mendoza´s vorbei an Weinreben und Olivenhainen, höher und höher. Stundenlang. Mit weitem Blick entlang der Anden, die sich uns wie ein weißer Wall, von Süden bis Norden, kerzengerade von Horizont bis Horizont entgegenstellten. Schluchten, so tief, wie ich Sie noch nie gesehen hatte und Eisenbahn- und Straßenbrücken, die sich so poetisch wie schwindel-erregend zwischen ihnen spannten. Ich konnte nur ahnen, wie sehr diese Berge meine weitere Reise durch Chile, Bolivien und Peru bestimmen sollten. Meine Gedanken füllten diese Weiten und waren doch wo-anders. Der Abschied von Heather, die ich in Buenos Aires kennengelernt hatte und die in Mendoza war, ja der Abschied von Argentinien und den Freunden dort lastete auf mir. Nun ging es für lange Zeit ins Unbekannte, denn ich wusste: bei keiner meiner folgenden Stationen in den folgenden Monaten warteten alte Freunde oder Bekannte auf mich. Es war als wäre meine Haut plötzlich dünn geworden. In der Nacht davor war ich das erste Mal auf dieser Reise komplett alleine gewesen und nun zwischen den Bergen verstärkte sich das Gefühl der Einsamkeit. Was würde mich erwarten?! Wo bin ich?!

Auf einem Pass, hinter einigen Kasernen der argentinischen Armee an einer Würstchen-Bude, bzw. eher einem Empanada-Lehmhäuschen, war die Fahrt zu Ende. Nach einem letzten Empanada machte ich mich auf der stillgelegten Schienentrasse, die der Straße ´gen Chile folgte, auf den Weg nach Horcones, der Grenzstation, an der man, laut South-American Handbook, einfach durch Feilschen mit den Busfahrern nach Santiago de Chile gelangen sollte. Vorbei ging es an der Schwefelquelle, die über die Jahrhunderte eine natürliche Brücke zwischen zwei Felsen geschaffen hatte: Die quietsch-gelbe Puente del Inca. Eine riesen Sonne schien hell am Himmel und der Berg der Berge Amerikas thronte Zuversicht ausstrahlend über mir. Das Licht, die Farben und der Wind verscheuchten meine Gedanken und tief atmete ich das Naturschauspiel ein. Schwefel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

In Horcones zeigten die Schilder, nur leider alle in die falsche Richtung. Der gesamte Verkehr ging in Richtung Argentinien! Doch wie immer siegte meine das-klappt-schon-Einstellung und aus einem Gespräch mit einem Wachmann hörte ich nur heraus, die Station nach Chile sei ein Stück weiter, 2 km oder so. Jedenfalls irgendetwas mit 2, vielleicht ja nur 200 m!

Also ging es fröhlich weiter. Unter der sich langsam aber sicher absinkenden Sonne, es muss um 6 Uhr oder so gewesen sein, immer durch die Eis, Staub und Steinwüste, Serpentine um Serpentine. Ich schrieb sogar meinen Eltern noch eine schnelle SMS, wie gut es mir doch gehe - obwohl mittlerweile klar war, dass es mehr als 200 m werden würden. Doch mit jeder meine Erwartungen enttäuschenden Kurve, die alle “gleich, gleich bist du da und kannst den schweren Rucksack ablegen” verhießen, wuchs mein Zweifel. Relativ kurz nachdem die Halter meiner Büchertüte (ja so etwas schleppte ich auch noch mit mir rum) gerissen waren, siegte mein Realismus und ich blieb dort sitzen wo ich stand. Hm. Scheiße war´s.

In einer Stunde ist die Sonne weg, ich bin das erste Mal in meinem Leben auf über 3000 m und weit und breit keine Busstation. Zonk. Der Wind pfiff kalt, hämisch aus der nächsten Kurve und um mich zu schützen, hatte ich mich - in zwei Hosen und Pullover gepackt - hinter meinen Rucksack gekauert. Soooo war das aber alles nicht geplant… oh man, wer ist aber auch so blöd und geht auf dem höchsten Stück der Anden nur so ein Risiko ein? Und was fällt meinem schieß Reiseführer nur ein so eine Kack-Kacke zu schwafeln? Fluch, fluch, fluch, quengel, quengel, quengel.

Durch den Rucksack und meine leicht extreme Stimmung erwachte der Optimist in mir auf´s Neue. Gestärkt durch einen meiner dänischen Salz-Lakritz (danke, Alex!) und eine Pastille meiner großen Schwester Julia, die ich für solche Fälle bereit hielt, entschloss ich mich es einfach per Anhalter zu versuchen. Einem Truck war ich immerhin schon begegnet. Umkehren wollte ich nicht, zumal ich in Santiago eine Verabredung für den Abend hatte!

Ein Auto fuhr vorbei, zwei LKWs fuhren vorbei, alle fuhren vorbei und dann fuhr gar nix mehr vorbei… Aber der Ausblick ist doch toll, kuck´ mal, den Stein hast du ja noch gar nicht ausgiebig bewundert…

Zum Glück nahm mich, nach einer halben Stunde Warten (in hoch-Anden-Panik-Zeitrechnung mindestens 2 Stunden), ein Pickup mit 3 Jugendlichen aus Mendoza drinnen mit. Die konnten gar nicht recht glauben, was ich ihnen erzählte… womit wir wieder beim Anfang dieser kleinen Geschichte gelandet wären.

Die Fahrt war super, Sie wollten auf eine Party in Santiago, es gab also Musik, heißen Mate (!!!!) und Fernet Branka satt! Zu allem Überfluss hießen die beiden Seba und Fran, genau wie meine (und Ole’s) besten Freunde in La Plata. Die beiden waren ein junges Pärchen, der eine Anwalt, der andere Winzer und Berni, das Mädchen, war großer Berlin-Fan… und alle drei zusammen waren meine Rettung!
Einen irgendwie besseren Abschied hätte mir Argentinien nie, nie, niemals bereiten können! Für mich ein wirklich tolles Land mit einzigartigen, aufgeweckten und mir grund-sympatischen Menschen.
Aber es giebt da ja noch aaaandere ganz sympatische Menschen, gaaanz weit weg, in der Heimat Deutschland :)!
(Zeitsprung zu Heute, das da oben ist schon Wochen her)
Vielleicht werden Einige von euch Montag mal kurz an mich denken, es ist ja mein
21ter Geburtstag. Den werde ich in MANU NATURE RESERVE im Regenwald verbringen, dort bietet meine Sprachschule einen einwoechigen Kurs an.

Ich werde sicherlich an euch denken, ich vermisse euch!
euer
Jawi

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Freitag, November 07, 2008

Von Mendoza



Mendoza – das wunderbare Weinland

(13.10.08) In Rio Cuarto hatten Nico und ich uns herzlich und schon mit ersten Plaenen fuer Wiedersehensfeierlichkeiten in Johannisburg im Dezember verabschiedet. Auch Macro und Carlos waren gekommen um lebwohl zu sagen und zusammen hatten wir die lustigen Videoaufnahmen Nicos von unserem Oktoberfest-Trips angekuckt. Besonders “Boludo” mit Carlos “Eruptas” kommentiert war ein Highlight.
Nachts um 1 hatte ich dann den Bus nach Mendoza genommen und wo ich mehr oder minder gut ausgeschlafen um 7 uhr Morgens ankam.
Erstmal dekadent ins Taxi gekrabbelt und noch dekadenter ins gemachte Bett im Hostel Lao gefallen. Super, denn dort hatte schon eine ex-Mitschuelerin aus Buenos Aires auf mich gewartet; Heather aus New York.
Nachdem mir Ole (bei dem ich in La Plata gewohnt hatte) ueberraschend fuer Mendoza abgesagt hatte, war ich auf Heathers Angebot eingegangen sie in Mendoza zu besuchen. Wir hatten uns sehr gut verstanden und email-Kontackt gehalten und es solte sich herrausstellen, dass es eine der besten Ideen dieser Reise soweit war mit ihr die 3 Tage im Hostel Lao zu verbringen. Dort gab es Haengematten, Pool, eine gute Kueche, welche wir ausgiebig nutzten (Persischer Reis!) und Rotwein aufs Haus den ganzen Abend!
Mendoza liegt malerisch vor den maechtigen Anden und ist weit bekannt fuer seine Rotweingegenden. Typische touri aktivitaet, Ueberaschung!, sind Fahrradtouren von Weinprobe zu Weinprobe, was wir natuerlich mit anderen Hostelgaesten auch gemacht haben. Das Wetter war super, die Fahrraeder stabil, die Stimmung gut nur hatt speater meine Kamera leider die haelfte der Fotos beim Transfer auf den PC geloescht.
Was uebrig ist koennt ihr wie gewohnt mit Klick auf das Bild bewundern.

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